Bläser lassen langen Winter vergessen
Eindrucksvolles Frühlingskonzert der Orchester von Hans Killingseder
Bad Griesbach. Jetzt kann der Frühling kommen! Und wenn es nach dem großartigen Erfolg des Frühlingskonzerts der Bad Griesbacher Blasmusiker geht, dann muss er kommen. Das Sinfonische Blasorchester und das Nachwuchsorchester der Kreismusikschule begeisterten am Samstagabend die Zuhörer in der Doppelturnhalle mit einem musikalischen Frühlingsstrauß, gebunden aus einem Querschnitt der anspruchsvollen Blasmusikliteratur.
Mit einer Verneigung vor dem Musikgenie Wolfgang Amadeus Mozart eröffnete das Sinfonische Blasorchester den Programmreigen, und zwar mit „Le Nozze de Figaro", der Ouvertüre zur Oper „Figaros Hochzeit". Aufwühlend wie der sozialkritische Hintergrund der Oper und dennoch von virtuoser Leichtigkeit, so definiert sich diese Ouvertüre - und so wurde sie auch vom Orchester dargeboten. Die jungen Musiker waren vom ersten Takt an bei der Sache und fanden sofort zum technisch versierten, orchestral geschlossenen Zusammenspiel.
Es ist immer ein Wagnis, Mozart mit einem Blasorchester zu interpretieren, auch wenn es ein sinfonisches ist. Aber wieder einmal wurde der Mut von Stadtkapellmeister Hans Killingseder belohnt. Die Ouvertüre wurde zum Musikgenuss. Wie zeitlos Mozarts Musik ist, verdeutlichte das „Andante" aus dem Klavierkonzert in C-Dur. Das raffinierte Arrangement vermittelte fast den Eindruck, die allseits bekannte Melodie sei eine Komposition unserer Tage.
Zu einem musikalischen Spaziergang luden die „G´schichten aus dem Wienerwald" von Johann - Strauß ein. Dieser vielschichtige Konzertwalzer zeichnete - von wunderschönen Videobildern un-
termalt - ein fast greifbares Stimmungsbild. Als verblüffender Effekt erwies sich dabei das Zither Solo, meisterhaft gespielt von Corinna Schinagl, das trotz gleichen musikalischen Themas einen ausdrucksstarken Gegenpart zur Interpretation des Orchesters übernahm. Ganz anders, obwohl vom gleichen Komponisten, kam dieSchnell-Polka „Auf der Jagd" daher temperamentvoll, beschwingt, umwerfend wienerisch.
Die enorme Wandlungsfähigkeit des Orchesters stellten „Die schöne Galathe" und „Auf einem persischen Markt" unter Beweis. Die herrliche Ouvertüre von der zum Leben erweckten Statue, komponiert von Franz von Suppe, baute von den anfänglichen Solo und Pianostellen bis zum furiosen Finale einen gewaltigen Spannungsbogen auf. Albert W. Ketelbeys szenische Darstellung eines orientalischen Basars ließ dagegen eine Kamelkarawane über den Markt ziehen, vorbei an Bettlern, Gauklern, Schlangenbeschwörern und dem wichtigtuerischen Kalifen. Auch hier gelang dem Orchester wieder eine wunderschöne, stimmungsvolle und vor allem anschauliche Interpretation.An dieser Stelle sei Stadtkapellmeister Hans Killingseder erwähnt, der - ohne jede Effekthascherei und wohltuend sachlich, wie es nun einmal sein Stil ist - sein Orchester führte. Beeindruckend, wie die durchwegs jungen Musiker auf jeden seiner Hinweise achten und sie sofort in die Tat umsetzen. Ein Lob gilt dem Orchesterleiter auch für die Programmgestaltung, die diesmal die Musik-Puristen mögen es verzeihen - auf allzu anspruchsvolle
zeitgenössische Literatur verzichtete und sich mehr dem Publikum verpflichtet fühlte - und das mit größtem Erfolg.
Ronan Hardimans „Lord of the Dance", musikalische Grundlage der weltberühmten irischen Tanzshow, und die Musik zum Disney-Musical „König der Löwen" waren weitere vielbeklatschte Programmpunkte. Und dann auch noch ein Solo - und was für eins! Miriam Asbeck, Schlagwerkerin des Orchesters, zauberte mit einer selbstverständlichen Virtuosität die „Xylo Classics" auf ihr Xylophon, dass die Zuhörer nur noch staunten. Manchem mag es ergangen sein wie dem sach- und fachkundigen Moderator Markus Hilz, dem „schon beim Zuschauen ganz schwindlig" wurde.
Erwähnt werden muss natürlich auch das Jugendblasorchester - und das mit Fug und Recht. Allein die Tatsache, dass seine Stücke vor wenigen Jahren noch „von den Großen" gespielt wurden, beweist, welch erstaunliche Entwicklung die Nachwuchsmusiker durchgemacht haben. Das Orchester interpretierte sicher, fast schon routiniert, es ist zweifellos mit Freude bei der Sache. Egal ob bei Hans Kolditz´ „Vorhang auf", „Happy Music" von James Last oder den Udo-Jürgens-Titeln, das Jugendblasorchester war stets präsent, harmonisch aufeinander abgestimmt und technisch überraschend ausgeglichen. Besonders erfreulich ist dabei, dass viele junge Gesichter auch im sinfonischen Blasorchester zu finden waren - ein Beweis, dass eine kontinuierliche Nachwuchsarbeit erste Früchte trägt. Michael Sester
Artikel aus der PNP vom 18.3.06
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