Zwei Blasorchester, ein Konzert - ein Genuss
Von Michael Sester
Bad Füssing. Zwei Orchester, ein Konzert. In diesen Genuss kamen die Besucher beim Herbstkonzert des Jugendblasorchesters und der Stadtkapelle Bad Griesbach im Kursaal Bad Füssing. Unter der Leitung von Stadtkapellmeister Hans Killingseder zogen die mehr als 90 jungen Musikanten einen Querschnitt durch die unterschiedlichsten Musikrichtungen und begeisterten dabei immer wieder ihr Publikum.
Dass Bad Griesbach zu einer Hochburg anspruchsvoller Blasmusik geworden ist, weiß der interessierte Musikfreund seit langem. Und so kann es auch nicht verwundern, dass über die Jahre auch ein Jugendblasorchester herangewachsen ist, das in Zahl und Niveau weit und breit seinesgleichen sucht. Schon jetzt schaffen die jungen Akteure einen imponierenden Klangkörper und beweisen Rhythmusgefühl und Harmonieverständnis. Freilich, Stadtkapellmeister Hans Killingseder hat es ihnen mit der Programmauswahl auch leicht gemacht: „My Fair Lady", Melodien von Bert Kaempfert oder „Welthits aus Italien", das sind populäre Melodien, Ohrwürmer, die es einem leicht machen, das Publikum zu begeistern.
Dennoch bleibt es erfreulich und erstaunlich gleichermaßen, welches Niveau dieses Nachwuchsorchester schon erreicht hat und wie viele Buben und Mädchen auf diesem Weg Zugang zur Musik - Blasmusik wohlgemerkt - finden.
Mit einem Paukenschlag eröffnete die Stadtkapelle ihren Programmreigen: „76 trombones", eine Komposition von Meredith Willson, war genau das passende Stück, die Zuhörer darauf aufmerksam zu machen, dass jetzt die „Großen" an der Reihe sind. Ein harmonischer, dabei unbändig voluminöser Klangkörper, exaktes Taktgefühl und ausgezeichnete musikalische Ausbildung in allen Registern - hier lässt die Kreismusikschule grüßen -, die Qualität des Orchesters blitzte schon gleich zu Beginn des Programms auf. Das hohe Niveau der Stadtkapelle Bad Griesbach bewies sich auch in der unglaublichen Wandlungsfähigkeit, die den Musikanten von der Programmfolge abverlangt wurde. Quer durch die musikalischen Genres ging es von zeitgenössischer Musikliteratur (etwa „Curtain Up" als Hommage an den heuer verstorbenen Komponisten Alfred Reed) über populäre alpenländische Musik („Im Weißen Rössl", „Bayerische Posaunenpolka" mit einem herausragenden Posaunensolo von Renate Kirschner) zum Big-Band-Sound
(James Last und Glenn Miller) und zu schneidigen Märschen wie „Unter dem Sternenbanner" oder „Regimentskinder".
Zwei Stücke des Abends sollen besonders hervorgehoben werden. Da ist einmal der „Gefangenenchor" aus Verdis „Nabucco". Es ist schon ein ganz anderes Musikerlebnis, wenn sich ein sinfonisches Blasorchester daran versucht. Und wenn das Orchester es dann noch versteht, auch die getragenen Passagen stilgerecht zu interpretieren und Pianostellen nicht zu vernachlässigen, dann ist Musikgenuss pur garantiert - und genau das war der Fall. Ebenso beeindruckend war das musikalische Gemälde, mit dem die Stadtkapelle das Publikum in den Orient entführte. „Auf einem persischen Markt", ein atmosphärisch dichtes Stimmungsbild, eine packende und zugleich anschauliche Schilderung einer Karawane, die für kurze Zeit einen Markt besucht, das Geschrei der Bettler, das Auftreten der Sultanstochter, der Takt der Kamelschritte - wunderschön.
Artikel aus der PNP November 05
Hier können Sie das Programm ansehen. |