31. Frühlingskonzert des Sinfonischen Blasorchesters - Lob vom Musikverband: „Großes Potenzial“
Von Michael Sester Bad Griesbach. Einen faszinierenden Streifzug durch die Welt der Musik erlebten die begeisterten Besucher beim Frühlingskonzert des Sinfonischen Blasorchesters Bad Griesbach (SBO). Bereits zum 31. Mal präsentierte das Orchester im voll besetzten Kursaal diesen musikalischen Frühlingsgruß und unterstrich dabei wieder einmal seinen hohen konzertanten Anspruch und seine imponierende Wandlungsfähigkeit. Musik kann betören und verzaubern, verwirren und erschrecken; sie kann Bilder in uns schaffen und Gefühle aufsteigen lassen. Alles das und dazu noch ein gerüttelt Maß an Unterhaltung bot das Programm, mit dem Stadtkapellmeister Hans Killingseder einen Streifzug durch völlig unterschiedliche Musikwelten wagte. Es gehört schon einiger Mut dazu, sich mit einem Blasorchester an die Fledermaus Ouvertüre von Johann Strauss zu wagen. Schließlich müssen in diesem Fall die Bläser auch den Part der Streicher übernehmen, und das ist ein Unterfangen, dem nicht immer Erfolg beschieden ist. Nicht so beim SBO! Die jungen Akteure meisterten diese Hürde mit einer überzeugenden Selbstverständlichkeit. Zweierlei wurde hier deutlich: Das SBO verfügt einerseits nicht nur über einen technisch ausgereiften und harmonischen Klangkörper sondern andererseits auch über eine Reihe hervorragender Solisten. Ein stimmungsvolles Charakterbild zeichnete das Orchester bei Karl Michael Ziehrers „Nachtschwärmer“, einem Stück, das fast wie eine Erzählung wirkt. Es erzählt von jenen, die im Hörnerschall des Nachtwächters das Zeichen zum Aufbruch in das Wiener Nachtleben sehen, die bis spät in die Nacht nicht an die Heimkehr denken („Freunderl was denkst du denn, wolln wir nach Hause gehen?“ - vom Orchester gesungen!!) und erst beim mitternächtlichen Glockenschlag voll trunkener Weinseligkeit pfeifend nach Hause ziehen. Da findet eine wunderschöne Geschichte ihren musikalischen Ausdruck! Musik kann aber auch anders. Antonio Rossis „Men of peace“, das Pflichtstück des internationalen Orchesterwettbewerbs 2009 in Riva del Garda, ist da schon wesentlich schwerere Kost. Ein Glück, dass Markus Hilz, der sach- und fachkundige Moderator des Abends, den Hintergrund dieses Werks erläuterte, denn es ist in zweifachem Sinn ein „teuflisches“ Werk. Einerseits, weil es als Wettbewerbsstück durchsichtig sein und von allen Registern Höchstleistung verlangen muss; andererseits, weil es sich einer erschreckenden Thematik verschrieben hat. „Men of peace“ zeichnet das Chaos kriegerischer Auseinandersetzungen, ihre gemeine Brutalität, und das tut dieses Stück, indem alle Register versuchen, die Führung an sich zu reißen. Die expressive, nervenaufreibende rhythmische Unwucht kann sich aber erst in Harmonie und Wohlklang auflösen, wenn Friede herrscht, der aber auch hier ein sehr zerbrechliches Gut ist. Mag auch dieses verwirrende Stück nicht jedermanns Geschmack getroffen haben, der Bewunderung für die Fähigkeiten des Orchesters tat dies keinen Abbruch. Nun kennt Hans Killingseder sein Publikum und weiß, dass es eben auch Gängigeres hören will. Aber auch die „leichte Muse“ ist verpackt in anspruchsvolle Arrangements, die das Orchester technisch und interpretatorisch überzeugend zu nehmen weiß. Khachturians feurigen, schwindlig - schnellen „Säbeltanz“, die tollen Glenn-Miller-Melodien oder „En aranjuez con to amor“, das Solo für Flügelhorn, das Gerhard Reischl so meisterhaft interpretierte. Und es gab auch Charles Chaplin neu zu entdecken, den einfallsreichen, vielseitigen Komponisten, dessen Film-Melodien um die Welt gingen. Gerade hier konnte das Orchester seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Zwei Welthits rundeten das Programm schließlich ab: John Miles’ „Music“, mit viel Verve und Volumen perfekt intoniert, und schließlich „Can’t take my eyes off you“ mit einer fulminanten Einlage des gesamten Schlagwerks. Ein Wort noch zum Orchesterleiter. Hans Killingseder war schon immer ein Mann der sparsamen Geste, und heuer wurde auch deutlich, warum das so ist. Killingseder kann seinem Orchester schlichtweg vertrauen, kann darauf vertrauen, dass auch kleinste Hinweise sofort aufgenommen und umgesetzt werden. „In diesem Orchester steckt ein großes Potenzial, und es ist beeindruckend, was Hans Killingseder hier in Bad Griesbach aufgebaut hat.“ Andreas Samböck, Vizepräsident des Musikverbandes Ober- und Niederbayern, hat diese Beurteilung abgegeben, und diesem Urteil aus berufenem Mund ist nichts hinzuzufügen.