Mit einer konzertanten Traumreise überraschte das Sinfonische Blasorchester die Besucher beim traditionellen Frühlingskonzert im voll besetzten Kursaal. Musikalische Bilder von ungeheurer Anschaulichkeit, ein Orchester mit beachtlicher Wandlungsfähigkeit und eine äußerst anspruchsvolle, dennoch stets abwechslungsreiche Programmwahl rissen immer wieder zu begeistertem Beifall hin, der zum Ende des Konzerts in Standing Ovations mündete.
Musik kann verzaubern und betören, erschrecken und besänftigen, verführen und ängstigen. Und sie kann vor allem Bilder in uns entstehen lassen, Bilder von immenser Emotionalität und Ausdruckskraft. Sie kann es, wenn ein Orchester diese Bilder in sich aufgenommen hat und in seiner Interpretation wieder hat neu entstehen lassen. Und genau das ist dem Sinfonischen Blasorchester an diesem Abend gleich mehrfach gelungen. Da entstand bei Sepp Tanzers Komposition „Tirol 1809“ ein imposantes Schlachtengemälde, das den Freiheitskampf der Tiroler unter ihrem Nationalhelden Andreas Hofer auferstehen lässt. Man spürt die Angst und Ungewissheit der wackeren Kämpfer, nimmt teil an ihrem unbändigen Siegeswillen, stürzt sich mit ihnen in das Kampfgetümmel, jauchzt im Siegestaumel und fühlt wie sie unendliches Gottvertrauen und Dankbarkeit nach dem Sieg. Es ist schon mehr als erstaunlich, dass ein Amateurorchester – noch dazu bestückt mit durchwegs jungen Musikern – eine so durchdachte, in sich stimmige und vor allem glaubwürdige Interpretation abliefern kann. Doch damit nicht genug! Nicht weniger beeindruckend, im musikalischen Beiwerk vielleicht sogar noch einfallsreicher, zeigten sich die Fahrt im „Orientexpress“ (Philip Sparke) und der Flug über den „Montblanc“ (Otto M. Schwarz). Ungläubiges Erstaunen, dann erleichtertes Verstehen auf den Gesichtern des Publikums, als sich der Orientexpress, dieses stählerne Ungetüm, schnaubend und stampfend in Bewegung setzt, um dann fast leichtfüßig gen Osten zu reisen und im Ziel mit einem letzten Ächzen zu verstummen. Und als ob das noch nicht genug der Tongemälde gewesen wäre, nahm das Orchester die Besucher auch noch auf den Schwingen eines Adlers mit hoch hinauf über die mächtigsten Gipfel der Alpen. Majestätisch und Ehrfurcht gebietend der Sonnenaufgang, anmutig und lieblich der neue Tag mit Vogelgezwitscher und Bergesruh, drohend und beängstigend die abgehenden Lawinen, die man als Zuhörer geradezu spüren kann.
Ein Orchesterleiter muss schon sehr viel Vertrauen in seine Musiker haben, wenn er ihnen drei solche Werke gleich im ersten Teil des Programms zutraut. Stadtkapellmeister Hans Killingseder hat dieses Vertrauen, und er hat auch das Gespür, sein Orchester immer wieder an neue Grenzen heranzuführen und es diese Grenzen durchbrechen zu lassen. Unaufgeregt, mit sparsamer Gestik führt er das Orchester, das inzwischen auf den kleinsten Hinweis sofort reagiert. Nicht zu vergessen ist auch die sachkundige Moderation von Markus Hilz, eine unverzichtbare Voraussetzung für das Verständnis gerade der großartigen musikalischen Gemälde.
Nun ist traditionsgemäß der zweite Teil des Programms der eher „leichten“ Muse gewidmet, wobei „leicht“ nicht unbedingt mit „einfach zu spielen“ gleichgesetzt werden sollte. Schon deshalb nicht, weil das Orchester „leichte“ Stücke wie etwa Augustin Laras „Granada“ in so raffinierten Arrangements präsentiert, das sie schon wieder zur echten Anforderung werden. Und es gelang dem Stadtkapellmeister auch diesmal wieder, in diesen zweiten Teil einen echten „Kracher“ einzubauen, einen Höhepunkt, der selbst den treuen Stammgästen den Atem stocken ließ: Solist Manuel Wifling, seine Klarinette und Artie Shaws „Concert für Clarinet“. Was dieser junge Mann seinem Instrument entlockte, wie er es weinen, schluchzen, japsen, jubilieren, trillern und swingen ließ, es in ungeahnte Höhen trieb, um dann wieder atemlos in hohle Tiefen zu sinken, das war schlicht und einfach große Klasse!
Selbst wenn man dem Konzert die genannten Musikerlebnisse nähme, es würden noch genügend Höhepunkte bleiben, auf die manch anderes Orchester stolz sein dürfte. Da war der „Marsch“ aus der Jazz-Suite von Shostacovich, schwungvoll und schmissig, dennoch eigentümlich in seinen Melodien; da war „Hava Nagilha“, das hebräische Volkslied in einem Freude und Lebenslust ausstrahlenden Arrangement; und da waren viele weitere hörenswerte Werke, allesamt anspruchsvoll, allesamt hervorragend interpretiert.
Es war eines der besten, vielleicht sogar das bisher herausragende Frühlingskonzert, das da über die Bühne des Kursaals ging. Und wenn man dann die Frage stellt, wohin der Weg des Orchesters denn noch führen soll, dann kommt einem unweigerlich der Adler vom Montblanc in den Sinn: Weiter! Hoch hinauf!
Anmerkung: Im Rahmen des Konzerts wurden folgende Ehrungen langjähriger Orchestermitglieder durchgeführt:
Michael Klugseder /Trompete) für 10-jährige Mitgliedschaft
Iris Stöckl (Klarinette) für 20 Jahre
Termine:
Weihnachtsanblasen Bad Griesbach
20. bis 22.12. Weihnachtsanblasen Am Fr, 20.12.2024, 14:00
Weihnachtsgottesdienst Bad Griesabch
Stadtpfarrkirche Am Mi, 25.12.2024, 10:30
Weihnachtskonzert
Stadtpfarrkirche Bad Griesbach Am Mi, 25.12.2024, 19:00
Hofball Ruhstorf
Niederbayernhalle 19.00 Uhr Am Sa, 11.01.2025, 19:00
Kurkonzert Bad Griesbach
Kursaal Am So, 16.03.2025, 11:00
Frühlingskonzert Bad Griesbach
Freitag Kursaal Bad Griesbach Am Fr, 28.03.2025, 19:00