Michael Sester

Mit einem wunderschönen Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Bad Griesbach starteten die Kulturfreunde Rotthalmünster in die Kultursaison 2010. Mit einem niveauvollen, abwechslungsreichen Programm und beeindruckendem Orchesterklang zündeten die Gäste aus der Kurstadt ein musikalisches Feuerwerk, und sie wurden dafür von den Zuhörern in der voll besetzten Rottalhalle mit begeistertem Beifall belohnt.

Beginnen wir mit dem Schlussbild. Als sich nach dem letzten Stück die Zuhörer zum Schlussapplaus von ihren Plätzen erheben, greift der Vorsitzende der Kulturfreunde, Werner Mayer, zum Mikrofon und fasst in Worte, was das Publikum zu den Standing Ovations bewegt: „Wir haben ein faszinierendes Konzert erlebt, das uns ein einmaliges Klangerlebnis beschert hat.“ „Faszinierend, gewaltig, unglaublich“, das waren denn auch die Beurteilungen, die man schon in der Pause, vor allem aber nach dem Konzert hören konnte, zumal das Sinfonische Blasorchester unter der Leitung von Stadtkapellmeister Hans Killingseder dem Publikum musikalisch nicht nur einen wahren Ohrenschmaus, sondern auch optisch einiges geboten hatte.

Da erschienen bei Sepp Tanzers emotional ergreifendem „Tirol 1809“ Bilder, Filmsequenzen und Texte auf der Großleinwand, die passgenau der musikalischen Stimmung folgten und jede Passage dieser großartigen Komposition atmosphärisch dicht unterlegten. Dazu dann der wandlungsfähige Klangkörper des Orchesters, der einmal mächtig, bedrohlich, aggressiv zupackte, dann wieder andächtig, feinfühlig und zart erklang. Selten zuvor konnte man die dramatische Wucht von Musik und Bild bei einem Konzert so intensiv erleben. Ähnliches bei „Montblanc“, dem Hörgemälde von Otto M. Schwarz. Wer die Bilder des Adlers gesehen hat, der sich stolz zu den höchsten Alpengipfeln emporschwingt, und wer dazu die fulminanten Passagen dieser Komposition gehört hat, der weiß nun mehr als andere, was der Begriff „majestätisch“ ausdrückt. Vor allem nach diesen beiden Werken, aber auch nach Manuel Wiflings atemberaubendem Klarinettensolo „Concert for a Clarinet“, waren diese seltenen Momente zu erleben, in denen nach dem letzten Ton absolute Stille herrscht, ein Moment des Atemholens Raum findet, bevor sich begeisterter Beifall Bahn bricht. Bei dem jungen Manuel Wifling, dem man ob seiner unglaublich professionellen Leistung gar nicht mehr den Status eines Amateurmusikers zugestehen möchte, war dieser Moment der Stille gar mehr ungläubiges Staunen als Begeisterung, denn diese Sololeistung machte zunächst einfach sprachlos.

Es gab an diesem Abend aber auch noch eine ganz andere Art von Applaus, nämlich den drängenden Beifall, der den letzten Ton gar nicht mehr abwarten möchte und schon mit dem Schlussakkord einsetzt. Dies vor allem bei den vielen Stücken, die ins Ohr gingen - Augustin Laras ewig junges „Granada“ etwa oder Johann Strauss` „Rosen aus dem Süden“ - , pure Lebensfreude ausstrahlten wie zum Beispiel „Hava Nagilha“ oder ganz einfach mitrissen wie „Bahn frei“ von Eduard Strauss, der Marsch aus der Jazzsuite von Shostacovich oder der wahnwitzig schnelle „Galopp“ von Alfred Reed. Alle diese Stücke waren verpackt in raffinierte Arrangements, die den Wiedererkennungseffekt beibehielten, daneben aber für viele Überraschungen und oft auch für völlig unerwartete Rhythmuswechsel und eigenwillige Klangfarben sorgten. Und dann war es wieder die enorme Wandlungsfähigkeit des Sinfonischen Blasorchesters, die - gepaart mit einem ausgewogenen Orchesterklang, mit sauberer Technik und harmonischem Zusammenspiel - jedes Stück zu einem Klangerlebnis machte.

Ein höchst gelungener Auftakt für die neue Saison der Kulturfreunde also, und man kann dem rührigen Verein nur wünschen, dass auch die weiteren Veranstaltungen einen solchen Erfolg zeitigen.


Bilder zu diesem Konzert: hier