So musikalisch klingt der Frühling
Umjubeltes Konzert des Sinfonischen Blasorchesters Bad Griesbach im ausverkauften Kursaal
Von Michael Sester
Bad Griesbach.
Mit einem großartigen Frühlingskonzert eröffnete das Sinfonische Blasorchester Bad Griesbach (SBO) die neue Konzertsaison und bestätigte im 40. Jahr seines Bestehens seinen außergewöhnlich hohen musikalischen Rang. Die begeisterten Zuhörer im ausverkauften Kursaal dankten den jungen Musikern mit viel Beifall für ein Konzert, das in kompositorischer Qualität und musikalischem Anspruch wohl weit und breit nicht seinesgleichen findet.
Mit dem schwungvollen ,,Bad Griesbacher Jubiläumsmarsch" von Stadtkapellmeister Hans Killingseder eröffnete das Sinfonische Blasorchester das Programm, das danach der Tradition der Bad Griesbacher Frühlingskonzerte folgte und im ersten Teil Werke höchster musikalischer Dichte präsentierte.
Großartig, wie Klarinetten und Flöten in Gioachino Rossinis Ouvertüre zu „Die diebische Elster" die Rolle der Streicher übernahmen und sich der mächtige Klangkörper des Orchesters immer wieder zu seinem imposanten Volumen entfaltete. Bewundernswert auch die Interpretation des Konzertwalzers „Wiener Blut" von Johann Strauss, in dem bei aller Walzerseligkeit einiges an kompositorischer Finesse zu bewältigen ist und bei dem es Hans Killingseder immer wieder gelang, Spannungsbögen aufzubauen, die sehnlichst ihrer Auflösung harrten. Die „Rast am Franz Josephs Berg" von Anton Rosenkranz gehörte dann in erster Linie Gerhard Reischl, dem Solotrompeter des SBO Bad Griesbach, der, diesmal am Flügelhorn, wie schon so oft eine eindrucksvolle Demonstration seines Könnens ablieferte. Hier verspürte der Zuhörer in den wahrhaft atemlosen Passagen des Öfteren den dringenden Wunsch, für den Solisten Luft zu holen.
Das Pflichtstück für den internationalen Orchesterwettbewerb in Riva del Garda „Juana de Arco" von Ferrer Ferran war eine Kompositionen, der man ihren Wettbewerbscharakter deutlich anmerkte. Die Geschichte der Johanna von Orleans, eine Hexe für die einen, eine Heilige für die anderen, wurde zur musikalischen Dichtung, die den Zuhörer Aufmarsch und Schlachtengetümmel in stürmischer Dynamik erleben lässt, um ihn dann zu zarten, lyrischen und retardierenden Stellen zu führen, deren solistische Durchsichtigkeit jede Unsicherheit gnadenlos aufdeckt. Hätte es eines Beweises für die hohe Qualität des Orchesters bedurft, diese Komposition hat ihn geliefert.
„Mont Blanc" ist der Titel des Kürstücks für den Wettbewerb in Italien. Dieses musikalische Gemälde von Otto M. Schwarz führt den Zuhörer durch die hochalpine Welt zum Gipfel des Mont Blanc. Die triumphale Eröffnung lässt die Bergkulisse in majestätischer Würde in den Himmel ragen, das Orchester vermittelt die bedrohliche Szenerie eines Lawinenabgangs, Vogelgezwitscher überlagert liebliche Melodien und Flötensoli lassen Schmelzwasser fröhlich bergab plätschern. Ein szenisches Klangbild also, das ebenso dicht wie glaubwürdig und noch dazu mit geradezu beängstigender Selbstverständlichkeit dargeboten wurde.
Musikalisch „leichtere Kost" brachte der zweite Programmteil, obgleich auch hier höchstes musikalisches Niveau geboten wurde. Das allseits bekannte „Amazing Grace" überraschte in einem unerwarteten, raffinierten Arrangement, und Joe Garlands „In the Mood" ließ den Kursaal im Big-Band-Sound swingen, als ob die großen Zeiten Glenn Millers auferstanden wären. Und dann - Bad Griesbachs Stadtkapellmeister ist eben immer für eine Überraschung gut - noch die „Polowitzer Tänze" von Alexander Borodin mit atemberaubenden Schlagzeugsoli von Tobias Seil und Maximilian Lindmeier. Was die beiden jungen Schlagwerker an ihren Instrumenten zelebrierten, gibt dem Begriff „Trommelwirbel" eine völlig neue Bedeutung. Es ist sehr zu bezweifeln, ob der Kursaal jemals zuvor eine solche Demonstration irrwitzig-rasenden Schlagwerks erlebt hat. Bürgermeister Jürgen Fundke, seines Zeichens bekennender Fan des Orchesters und Stammgast des Frühlingskonzerts, ließ es sich nicht nehmen, den jungen Musikanten für ihre engagierte Arbeit als musikalisches Aushängeschild der Kurstadt zu danken. Besonderer Dank galt dem ehemaligen Stadtpfarrer Georg Erbertseder, dessen Verdienst die Gründung der ersten Bläsergruppe vor nunmehr vierzig Jahren war, Markus Hilz, der das Frühlingskonzert seit 33 Jahren als sach- und fachkundiger Moderator begleitet, und natürlich Stadtkapellmeister Hans Killingseder, dessen unermüdlicher Arbeit die Erfolgsgeschichte des Orchesters letztlich zu verdanken ist. Das Frühlingskonzert des Sinfonischen Blasorchesters ist am kommenden Samstag um 19.30 Uhr in der Rottalhalle Rotthalmünster noch einmal zu hören.
Artikel aus der PNP vom 4. April 2011 |