Fulminante Einladung an den Frühling
Rotthalmünster. Mit einem großartigen Frühlingskonzert hat das Sinfonische Blasorchester Bad Griesbach in der Rottalhalle fulminant den zögerlichen Frühling eingeladen und dabei die zahlreichen Besucher mit einem bunten Melodienstrauß höchster Güte begeistert. Gottfried Benischke, Ehrenvorsitzender der Kulturfreunde Rotthalmünster, konnte in Vertretung des erkrankten Vorsitzenden Werner Mayer unter den Besuchern zahlreiche Bürgermeister der Nachbargemeinden begrüßen. Er dankte vor allem den vielen hilfreichen Geistern, die wieder einmal für ein stimmungsvolles Ambiente in der Halle gesorgt hatten.
Das Sinfonische Blasorchester Bad Griesbach zeigte sich wieder einmal bestens aufgelegt, gründlich vorbereitet und strotzte vor beschwingter Musizierfreude. Gleich ob beim "Festmarsch" von Johann Strauss, bei den Bossanova-Rhythmen "Desafinado" von Antonio Carlos Jobin oder beim hinreißenden Medley aus der "West Side Story" (Leonard Bernstein), immer fand das Orchester den richtigen Zugang zu den unterschiedlichen musikalischen Genres und glänzte durch seinen ebenso voluminösen wie harmonischen Klangkörper und die technische Ausgereiftheit der einzelnen Akteure.
In welche Regionen Stadtkapellmeister Hans Killingseder seine jungen Musiker inzwischen geführt hat, lässt sich wohl kaum besser zeigen als an der meisterhaft gelungenen Interpretation der zeitgenössischen Komposition "Captain Marco" von Hayato Hirose. Dieses sinfonische Gemälde, im ersten Teil im äußerst ungewohnten 5/4-Takt geschrieben, der sich gegen unsere traditionelle Art der Betonung sträubt, ist ob seiner musikalischen Herausforderungen in der Exzellenz-Stufe eingeordnet. Und allein das beschreibt das musikalische Abenteuer, das Hans Killingseder seinem Orchester auferlegt hat. Grandios, wie es gelang, die hektischen Vorbereitungen einer Schiffsfahrt, das ruhige Wogen der See, stärker einsetzenden Wind, gischtige See und das triumphale Hochgefühl der gelungenen Reise in der Fantasie des Zuhörers Wirklichkeit werden zu lassen. Das war sinfonische Blasmusik allerhöchster Güte und ein wahrer Ritterschlag für das Orchester. Ein großes Dankeschön gilt dabei auch Moderator Markus Hilz, dem es immer wieder gelingt, selbst vertrackteste Kompositionen in einfache, verständliche Worte zu fassen und damit dem Zuhörer die Gelegenheit gibt, Musik nicht nur zu hören, sondern auch verständig zu spüren.
Welch hervorragende Musiker das Sinfonische Blasorchester zusammenführt, zeigten auch zwei herausragende Solovorträge. Da war zunächst der Klarinettist Manuel Wifling, der sich mit Carl Maria von Webers "Concertino für Klarinette und Orchester, Opus 26" für ein musikalisches Abenteuer entschieden und es bravourös gemeistert hat. Mit wunderbar melancholischer Stimme umschmeichelte die Klarinette im Adagio den Zuhörer, schwebte im Andante federleicht über elegante Melodien und brillante Variationen, stiegt atemlos hinunter in die unteren Register, um letztlich im finalen Allegro wieder mit leichtfüßiger Virtuosität zu glänzen. Eine Meisterleistung des Solisten, dem ein feinfühliges Orchester zur Seite stand, das sich zurücknahm, wenn es nötig war, das aber auch selbstbewusst hervortrat, wenn es die Komposition erlaubte. Ebenso virtuos und dabei optisch noch attraktiver gestalteten Miriam Asbeck und Tobias Seil das Konzert für Marimbaphon, bei dem der Zuschauer schon bald den Versuch aufgeben musste, der wahnwitzigen Schnelligkeit der Schläge und ihrer verwirrenden Abfolge folgen zu wollen. Da waren wahre Könner am Werk.
Große Ehre wurde dem "Gründervater" des Orchesters, Georg Ebertseder, zuteil. Der ehemalige Kaplan und spätere Stadtpfarrer von Bad Griesbach gründete zu Beginn der 1970er Jahre eine kirchliche Bläsergruppe, aus der zunächst eine Blaskapelle, später das Sinfonische Blasorchester hervorging. Für seine Verdienste um die Gründung und den Aufbau des Orchesters wurde Georg Ebertseder zum ersten Ehrenmitglied des Kirchenmusikvereins ernannt, eine Ehre, die er zunächst augenzwinkernd als "Alterserscheinung" bezeichnete, um dann in launigen Worten kurz auf die Anfänge der Orchestergeschichte einzugehen.
Und so konnte das neue Ehrenmitglied denn auch den Schlussteil des Programms genießen, in dem wohl in erster Linie die Filmmusik des Zeichentrickfilms "Lion King" Aufmerksamkeit fand. Während auf einer Großleinwand Szenen des Kinoerfolgs zu sehen waren, intonierte das Orchester die zugehörigen, stimmungsvollen Melodien und schaffte es, die Szenenwechsel musikalisch punktgenau zu treffen. Dafür ein großes Lob an Stadtkapellmeister Hans Killingseder, der wieder einmal in jeder Phase des Konzerts auf große Gesten verzichtete, unaufgeregt und dennoch zielstrebig dirigierte und seine jungen Akteure selbst mit kleinsten Bewegungen und Hinweisen wieder "auf den rechten Weg" brachte.
Bericht aus der PNP vom 25.03.2013 |