Rainer Eckelt Pocking. Kreiskapellmeister Hans Killingseder hatte zum zwölften Konzert der "Bläserfreundschaft“, die der Landkreis Passau und die Stadt Pocking gemeinsam veranstalten, das Polizeiorchester Bayern zu Gast. Das Orchester aus München besteht aus 46 studierten Berufsmusikern, die von ihrem charismatischen Dirigenten Professor Johann Mösenbichler geleitet werden. Sie konzertieren auf höchstem Niveau, was sie in Pocking im zweiten Konzertteil eingehend unter Beweis stellten und das Publikum begeisterten.
Das Sinfonische Blasorchester des Landkreises Passau, 2001 vom damaligen Landrat Hanns Dorfner gegründet, besteht aus zirka 90 größtenteils jungen Musikerinnen und Musikern. Es ist heute bis weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt und bestreitet im Jahr viele Konzerte, darunter auch Großereignisse wie das Sommerfest des Bayerischen Landtags auf Schloss Schleißheim. Ferner waren die jungen Musiker beim Innsbrucker Sommer in der kaiserlichen Hofburg vertreten. Unter Kreiskapellmeister Hans Killingseder hat sich der beeindruckende Klangkörper immer weiter entwickelt und spielt heute neben Klassikelementen auch Musical- und Filmkompositionen sowie moderne Musik. Das Orchester gestaltete den ersten Konzertteil.
Nach dem orchestralen Start mit der ,Olympic Fanfare And Theme“ von John Williams war man gespannt auf die Blasorchestereinspielung des Gefangenenchors aus ,Nabucco“ von Verdi. Das zweifellos musikalische Wagnis gelang bestens und der elementare Chorgesang, den jeder im Kopf hat, wurde authentisch durch die Bläser ersetzt. Diktator Stalin wollte zum damals aufkommenden amerikanischen Jazz ein Zeichen setzen und beauftragte, den Komponisten Dmitri Schostakowitsch einen Walzer zu komponieren. ,The Second Waltz“ ist eindeutig ein Walzer, aber eben ein Russischer. Schwermütig und gewaltig. Man spürt den Druck, unter dem er entstanden ist. Das Sinfonische Blasorchester hat das Stück musikalisch überzeugend und unmissverständlich in Szene gesetzt.
Der erste Teil des Abends endete mit ,Mantua, die Freiheit des Adlers“. Hier wurde die Hinrichtung des Tiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer musikalisch umgesetzt. Die Komposition von Otto M. Schwarz ist überaus anspruchsvoll und vermittelt den Lebenslauf Andreas Hofers, der sich im Todeskampf bei seiner Hinrichtung durch Erschießen 1810 in seinem Innern abspielt, bevor ihn die Kräfte verlassen und er stirbt. Instrumental absolut unter die Haut gehend vom Sinfonischen Blasorchester dargeboten und mit langem Beifall quittiert.
Mit Dmitri Schostakowitsch, ,Festliche Ouvertüre, op. 96“, begann das Polizeiorchester Bayern seinen Konzertteil. Für die rund 900 Konzertfreunde in der Pockinger Stadthalle waren die sechs dargebotenen Musikstücke zweifellos durchweg eines der orchestralen Highlights seit dem Bestehen der Konzertreihe. Der Orchesterwalzer ,Wein, Weib und Gesang, op. 333“ von Johann Strauß ging genauso ins Blut wie die Komposition der Polka ,Auf der Jagd, op. 373“ vom selben Komponisten.
Mit seiner informativen Moderation führte Solist Peter Seufert das Publikum gekonnt in die Vorträge des Orchesters ein. Er wiederum glänzte mit seinem Solo auf dem Tenorsaxophon in ,Autumn Leaves (Herbstblätter)“ von Josef Cosma und Jaques Prevert. Nach der ,Hymn of the Highlands“ von Philip Spark schloss das Polizeiorchester den Konzertabend mit ,Benny Goodman Memories“. Instrumentalsoli des Schlagzeugers, des gesamtes Schlagwerkinstrumentariums und zahlreicher Bläser rissen das Das Publikum zu einem Beifallssturm hin.
In seinem Grußwort hob Landrat Franz Meyer die gegenwärtige Arbeit der Polizei und Bundespolizei hervor. Der Klangkörper der Bayerischen Polizei war hierfür ohne Zweifel der richtige Adressat. Der Landrat und seine Gattin waren mit leichter Verspätung in Pocking eingetroffen. Meyer hatte vor dem Konzert die Nachricht erhalten, dass am Grenzübergang Wegscheid rund 600 Flüchtlinge auf österreichischem Staatsgebiet an der Grenze von den dortigen Behörden abgesetzt worden waren. Sie standen quasi mit Nichts auf der Straße und mussten schnell versorgt, registriert und in die Erstaufnahme-Einrichtungen gefahren werden. Meyer und der Wegscheider Bürgermeister mussten elf Busse organisieren und manches mehr, damit es nicht zur Eskalation kommt. So wurde auch in der Konzertpause telefoniert und der Landrat beobachtete ständig sein Handy auf neue Nachrichten. Die Ereignisse hatten sich herumgesprochen und so wurde an den Stehtischen im Foyer viel über das Thema diskutiert.
Pockings 1. Bürgermeister Franz Krah überreichte Professor Mösenbichler die obligatorische Pockinger Krawatte und dankte dem Gastorchester für den nachhaltig beeindruckenden Auftritt.
Traditionell wurde der Abend zunächst mit dem Defiliermarsch beider Orchester gemeinsam fortgesetzt, der von Hans Killingseder dirigiert wurde. Ebenfalls traditionell und schon vom Publikum klar erwartet, dirigierte Prof. Johann Mösenbichler beide Orchester beim Radetzkymarsch, der 900-fach rhythmisch und stehend mit geklatscht wurde und vielleicht auch die Politik hierbei vom aktuellen Geschehen an den Grenzen etwas ablenkte.
Bericht aus der PNP vom 26. Oktober 2015