01.04.2017, 19:00 Uhr Frühlingskonzert Bad Griesbach

Ein Jubiläum auf höchstem musikalischen Niveau

Sinfonisches Blasorchester Bad Griesbach begeistert beim Frühlingskonzert – Ehrung für Stadtkapellmeister Hans Killingseder 

Bad Griesbach. Es war ein großer Abend – und das in zweierlei Hinsicht. Einerseits zündete das Sinfonische Blasorchester (SBO) Bad Griesbach bei seinem 39. Frühlingskonzert am Samstagabend im Bad Griesbacher Kursaal ein fulminantes musikalisches Feuerwerk, das die gesamte Palette anspruchsvoller Blasmusikliteratur abdeckte. Andererseits feierte Stadtkapellmeister Hans Killingseder sein 40. Jubiläum als Dirigent und "Motor" des Orchesters, wozu ihm eine Reihe hochkarätiger Ehrengäste herzlich gratulierte.

In den vier Jahrzehnten seiner Tätigkeit in Bad Griesbach hat Hans Killingseder von Anfang an sein Augenmerk auf eine intensive Nachwuchsarbeit gelegt. Symbolisch dafür stand der Auftritt des Jugendblasorchesters zu Beginn des Frühlingskonzerts. Mit Schwung und sauberer Technik machten die Buben und Mädchen des Nachwuchsorchesters schnell deutlich, dass sie auch schon auf dem Sprung in das "große" Sinfonieorchester stehen.

Volltönender Klangkörper

Das Sinfonische Blasorchester zeigte gleich bei seinem Eröffnungsstück, dem Marsch "Das Siegesschwert" von Julius Fucik, wohin die musikalische Frühlingsreise gehen sollte: Hier präsentierte sich ein volltönender Klangkörper, der nach technischer Perfektion trachtete, harmonisch zusammenfand und in jeder Phase in Rhythmus und Ausgewogenheit überzeugte. Noch deutlicher wurde dies bei "Die schöne Galathee", Franz von Suppés Ouvertüre zur gleichnamigen musikalischen Komödie. Hier fand das Orchester mit traumwandlerischer Sicherheit den Weg von der schwungvollen Einleitung hin zur lyrischen Verträumtheit, dann mit mitreißendem Walzertakt und einem überzeugenden Orchesterklang zu einem stürmisch drängenden Schlussteil.

Es spricht für die Qualität eines Orchesters, wenn es nach einer solch anspruchsvollen Komposition auf gleichem Niveau im Programm fortfahren kann, und das dann auch gleich mit dem Konzertwalzer "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß. Strauß hat den Walzer, diesen einfachen Volkstanz im Dreivierteltakt, zu einer fein gewobenen musikalischen Kunstform gemacht, und es war Aufgabe des Orchesters, diese Tonsprache voller Inspiration und Wandlungsfähigkeit umzusetzen. Das SBO löste auch diese Aufgabe bravourös.

Zu einem wahrlich "atemberaubenden" Musikerlebnis wurde Vittorio Montis "Czardas" mit der Solo-Klarinettistin Ramona Spiel. Nach dem schwermütig-melancholischen Beginn, in dem die Solistin zielsicher die "ungarische Seele" traf, schwang sich die Klarinette, feinfühlig vom Orchester hinterlegt, zu begeisternden Läufen in aberwitzigem Tempo auf. Fragte man sich bei Ramona Spiel noch, woher sie neben der verinnerlichten Musikalität und der hohen technischen Fertigkeit die nötige Luft nahm, so wiederholte sich dies bei Gerhard Reischls Flügelhorn-Solo in "En Aranjuez con tu Amor" von Joaquin Rodrigo. Reischl, seit Jahren Solo-Trompeter des Orchesters, griff zum wesentlich "weicheren" Flügelhorn, um der träumerischen Komposition Genüge zu tun. Auch hier erkannte der Zuhörer wieder die herausragenden technischen Fertigkeiten des Solisten, die zielgenaue Intonation, aber auch das Gespür des Orchesters, sich im rechten Moment zurückzunehmen.

Ein großartiges musikalisches Klangbild gelang dem SBO mit George Gershwins "An American in Paris". Diese Tondichtung in völlig freier Form ist voller realistischer Bezüge zu Autohupen und Trillerpfeifen im überwältigenden Straßenverkehr von Paris, findet aber auch immer wieder den Weg zu idyllischen Augenblicken des Atemholens. Es war schon beeindruckend, wie treffsicher das Orchester im Zuhörer die Großstadtatmosphäre entstehen ließ, wie wandlungsfähig Stimmungen eingefangen wurden, in die sich die Melodie dieses Stücks drängte.

Ausgeprägte Technik, Ausdrucksvermögen und harmonischer Orchesterklang kennzeichneten auch das weitere Programm des Frühlingskonzerts. Gleich ob bei Hans Zimmers mächtiger Filmmusik zum Blockbuster "Batman", bei Ernst Uebels flottem Marsch "Jubelklänge" oder Stevie Wonders "Sir Duke", stets überzeugte das Sinfonische Blasorchester durch alle seine Register mit seinen punktgenauen Interpretationen.

Natürlich galt die besondere Aufmerksamkeit des Publikums an diesem Abend auch Jubilar Hans Killingseder, der seit nunmehr 40 Jahren in Bad Griesbach den Taktstock führt.

"Musikerpersönlichkeit von internationalem Ruf"

Markus Hilz, fachkundiger Moderator des Abends und von Beginn an Wegbegleiter Killingseders, kennzeichnete in seiner Laudatio Killingseders Orchesterarbeit als eine gelungene Kombination aus vorausschauender Organisation, ständiger Qualitätssteigerung, unwiderstehlicher Zielstrebigkeit und persönlicher Verbundenheit mit den vielen jungen Musikanten und folgerte: "Der Kern des Erfolges der Orchester Bad Griesbachs liegt also in der Persönlichkeit des Kapellmeisters Hans Killingseder selbst."

Als eine "Musikerpersönlichkeit von internationalem Ruf, die es versteht die Jugend mitzureißen, zu motivieren und zu Höchstleistungen zu bringen", bezeichnete Landrat Franz Meyer den Orchesterleiter. Killingseder habe nicht nur in Bad Griesbach großartige Arbeit geleistet, sondern auch als Kreiskapellmeister das Sinfonische Blasorchester des Landkreises zu einem Aushängeschild und Werbeträger des Passauer Landes gemacht. Bürgermeister Jürgen Fundke, ein bekennender Fan des Orchesters, der kaum einmal ein Konzert versäumt, gab seinem Stolz darüber Ausdruck, dass Bad Griesbach ein "Champions League Orchester" beheimatet.

Viel Lob für Hans Killingseder gab es auch von Seiten der Musik-Organisationen. Vizepräsident Wilhelm Lehr vom Bayerischen Musikrat würdigte Killingseders hervorragende Lebensleistung. Um sie zu erreichen, müsse man fachlich ausgezeichnet, konsequent und über die Jahrzehnte hinweg ausdauernd sein, "denn die Qualität der musikalischen Ausbildung liegt vor allem auch in ihrer Nachhaltigkeit." Roland Schuster, Vizepräsident des Musikverbandes Ober- und Niederbayern, gab schmunzelnd zu, dass man lange habe suchen müssen, um eine Auszeichnung zu finden, die Hans Killingseder noch nicht erhalten habe. Und so überreichte Schuster schließlich die Ehrennadel in Gold mit Diamanten der Bundesvereinigung der deutschen Musikverbände. Orchestersprecher Armin Mörtlbauer dankte dem Dirigenten für sein jahrzehntelanges Engagement mit einer Sammlung von Erinnerungen an die vergangenen vier Jahrzehnte.

Und wie es sich für einen Orchesterleiter gehört bedankte sich Hans Killingseder musikalisch für die vielen Glückwünsche mit "Copacabana", einer fetzigen Version südamerikanischer Lebensfreude. Dass ganz am Ende des Programms als Zugabe der "Radetzky-Marsch" stand, mag man getrost als Ausdruck der Nachhaltigkeit sehen, mit der Killingseder seit 40 Jahren arbeitet.

Artikel aus der PNP vom 03.04.2017 (ses)

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