Freundschaft mit besonderem Klang
Sinfonisches Blasorchester des Landkreises und Bläser der Wiener Hoch- und Deutschmeister musizieren
Rainer Eckelt 23.10.2017 | Passauer neue Presse
Pocking. Kreiskapellmeister Hans Killingseder hat wieder eingeladen – und wahrhaft alle kamen. Es wären wohl noch viel mehr Freunde der Sinfonischen Blasorchestermusik in die Pockinger Stadthalle gekommen, würde sie mehr Plätze haben. So war auch das 15. Treffen der Bläserfreundschaft Bayern-Österreich wieder eines der ganz großen Musikereignisse des Jahres. Zum 15. Treffen kamen in diesem Jahr die weltberühmten Bläser der Hoch- und Deutschmeister aus Wien unter der Leitung von Kapellmeister Reinhold Nowotny, der das etwa 30 Musiker starke Orchester seit 1999 leitet.
Beeindruckend zu Beginn des Festkonzertes war schon der Aufmarsch der rund 90 Musikerinnen und Musiker des großen Sinfonischen Blasorchesters des Landkreises Passau. Kreiskapell-meister Hans Killingseder begrüßte zahlreiche Ehrengäste begrüßen, darunter Landrat Franz Meyer mit seiner Gattin und Pockings 1. Bürgermeister Franz Krah. Gekommen war auch der frühere Landrat Hanns Dorfner, Gründer der Kreismusikschule des Landkreises Passau, die heuer ihr 25-jähriges Bestehen feiert.
Mit der "Liberty Fanfare" von John Williams startete der musikalische Teil des Abends durch den Gastgeber. Martin Graber, der Schwiegersohn von Hans Killingseder, ist nicht nur Bläser im Orchester, sondern auch in Südtirol musikalisch sehr engagiert. Er komponierte für die Stadt Meran anlässlich des 700. Geburtstags einen Marsch, den "Vitat Meran". Der Marsch wurde nicht nur gespielt, sondern der Komponist selbst trat hierzu ans Dirigentenpult.
Das Sinfonische Blasorchester beherrscht bekanntermaßen nicht nur die klassische Muse, sondern auch moderne Musikrichtungen wie Musical, Jazz, Swing und auch Rock’n’Roll. Dies bewies man dem begeisterten Publikum mit einem "Elvis Presley Medley" anlässlich des 40. Todestages der Rock’n’Roll-Legende, die noch immer die ewige weltweite Rangliste verkaufter Tonträger mit weit über einer Milliarde anführt. Noch vor den Beatles und Michael Jackson.
In der Pause erfolgte der Bühnenumbau für die Original Hoch und Deutschmeister, Wien. Kapellmeister Reinhold Nowotny erklärte dem Publikum Entstehung und Werdegang dieses weltbekannten Orchesters. Sehr interessant auch seine Ausführungen zu den musikalischen Besonderheiten der Hoch und Deutschmeister: Sie spielen immer einen Halbton höher, also über dem Kammerton von 443 Hz. Dies hängt mit dem besonderen Instrumentarium zusammen. So gibt es in diesem Orchester Blasinstrumente wie die Helikontuba, einem Bügelhorn, die es in keinem anderen Blasorchester gibt. 13 Stücke präsentierten die Hoch und Deutschmeister und zeigten ihre Vielfalt in den Musikrichtungen. Drei Musikstücke, "Wien und Wein", "Oft genügt ein Gläschen Sekt" und "Wiener Mädeln", wurden von der Sopranistin Anja Markwart begleitet.
Vor jedem Stück moderierte Reinhold Nowotny gewandt-humoristisch die Geschichte der Entstehung der Kompositionen und man erfuhr sehr viel über die österreichische Militärmusik. Denn die Hoch- und Deutschmeister entstanden aus dem Bereich der Militärkapellen. Blaskapellen aller Art hatten vor den Zeiten der Massenmedien in Österreich wichtige informative Aufgaben zu erfüllen und trugen in jeden Winkel des Landes die Neuigkeiten aus allen Kulturrichtungen. Mit "Adieu, mein kleiner Gardeoffizier" und dem "Deutschmeister Regimentsmarsch" verabschiedeten sich die Hoch- und Deutschmeister, bevor sie noch einmal zum Abschluss zusammen mit dem Sinfonischen Blasorchester spielten. Der krönende Abschluss war, natürlich, der Radetzkymarsch von Johann Strauss.
Sinfonische Blasmusik ist freilich keine Schlagermusik im 4/4 Takt, die, einmal eingetaktet, mit hunderten von Texten das Land überziehen. Sie zu hören ist ein Musikerlebnis schlechthin. Fundamentale Akustik und erstklassige Interpretationen sind nur zwei der vielen Markenzeichen dieser Musik und ihrer Interpreten. Grund genug, vielleicht einmal über ein Open-Air-Musikerlebnis auf der Basis der Bläserfreundschaft nachzudenken. So könnte man der gefühlt ungebremsten Kartennachfrage entgegenwirken.
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