Was für ein Jubiläum!

Das Sinfonische Blasorchester reißt das Publikum beim Frühlingskonzert zu stehenden Ovationen hin – Am Samstag tritt es in Rotthalmünster auf

Bad Griesbach. Was für ein musikalischer Genuss! Zum 40. Frühlingskonzert zeigte sich das Sinfonische Blasorchester (SBO) Bad Griesbach unter der Leitung von Stadtkapellmeister Hans Killingseder im Kursaal wieder einmal von seiner besten Seite und präsentierte ein begeisterndes musikalisches Feuerwerk, das nicht zuletzt auch die überaus erfolgreiche Entwicklung der Blasmusik in der Kurstadt nachzeichnete.

Vor ausverkauftem Haus und zahlreichen Ehrengästen wie Stadtpfarrer Gunther Drescher, Landrat Franz Meyer und Bürgermeister Jürgen Fundke reihte sich eine musikalische Köstlichkeit an die andere, und auch die Jugendkapelle, das Nachwuchsorchester des SBO, gab ein beeindruckendes Zeugnis seiner beachtlichen Qualität und Spielfreude ab.

Mit dem "Spielmannsgruß" von Hans Schmied eröffnete die Jugendkapelle das Konzert, also genau mit jenem Stück, mit dem auch das 1. Frühlingskonzert im Jahr 1979 begonnen hatte. Dass diese Reminiszenz an vergangene Zeiten überhaupt nichts mehr mit der Blasmusikgegenwart in Bad Griesbach zu tun hat, wurde aber augenscheinlich, als das Nachwuchsorchester "Music makes friends" intonierte. Man stelle sich vor: Mit dieser Komposition von Henk van Lijnschooten nahm die damalige Stadtkapelle Bad Griesbach 1994 erfolgreich an der "Purmerade", dem hochkarätig besetzten internationalen Blasmusikwettbewerb im holländischen Purmerend, teil – und jetzt spielen dieses Stück schon "die Kleinen". Was für eine Entwicklung!

Plötzlich wähnt man sich im Schottischen HochlandMit einem musikalischen Paradestück, nämlich mit der Ouvertüre zur Operette "Leichte Kavallerie" von Franz von Suppé, begann das Sinfonische Blasorchester seinen vielgestaltigen, hier auch wörtlich zu nehmenden Parforceritt. Und wenn bei dieser Komposition die einleitenden Takte in einen mächtigen, militärisch angehauchten Orchesterklang münden, bekommt der Zuhörer erstmals einen Eindruck davon, welches Volumen dieses Orchester entwickeln kann. Erstaunlich, wie sich neben dem weltberühmten Reitermarsch auch anrührende Intermezzi entwickeln, die Puszta-Atmosphäre verströmen.

Eindrucksvolle musikalische Hörbilder zu schaffen, das ist das Anliegen des Musikers, Arrangeurs und zeitgenössischen Komponisten Philip Sparke. Sein "Hymn Of the Highlands" gab dem SBO die Möglichkeit, sinfonische Blasmusik in all ihren Facetten zu einem grandiosen Stimmungsbild verschmelzen zu lassen. Da verbreiten zunächst im 1. Satz ("Ardross Castle") einige Soloinstrumente eine lyrische, mit Wehmut angehauchte Stimmung, die vom Orchester aufgenommen wird und sich mit gesteigerter Dynamik und Tonfülle zu einem hymnischen, stimmungsvollen Loblied auf die schottischen Highlands entwickelt. An die vielen kriegerischen Zwistigkeiten zwischen den einzelnen schottischen Clans erinnern aufwühlende Takte, bevor dann der 1. Satz in eine bedächtig ruhige Highland-Stimmung mündet. Hier wie auch im 3. Satz ("Dundonell") gelingt es dem Orchester in beeindruckender Manier all die Stimmungslagen kontrastreich und gefühlvoll zu gestalten, so dass sich im Zuhörer die vielgestaltige Hochlandszenerie anschaulich entwickeln kann.

Viele weitere musikalische Leckerbissen hatte Hans Killingseders Orchester im Programm, wie zum Beispiel die ebenso beschwingte wie federleichte Schnellpolka "Leichtes Blut" (Johann Strauss), die wunderschönen und weltbekannten Melodien der "Westside Story" (Leonard Bernstein), das spanisch angehauchte "Granada" (Augustin Lara) oder Zequinha Abreus "Tico Tico", eine typisch brasilianische Weise, temperamentvoll, schmissig und voller Virtuosität.

Nicht zu vergessen die Solo-Vorträge, die schon seit jeher zu den Höhepunkten der Bad Griesbacher Frühlingskonzerte gehören. Solo-Trompeter Gerhard Reischl, seit mehr als drei Jahrzehnten Mitglied des Orchesters, brillierte mit dem 3. Satz aus Ray Woodfields "Concerto in Es". Selbst in den vielen schnellen Läufen gelang Reischl eine exakt akzentuierte Intonation mit sicherem Ansatz und glasklarem Ton.

Großartiges und fulminantes KonzertFür die "Erinnerungen an Zirkus Renz" (Gustav Peter) standen Anna Krompaß und Tobias Seil an ihren Xylophonen. Nun hat man dieses Bravourstück sicher schon mehrmals gehört, aber wohl kaum einmal mit zwei Solisten, die sich ihrer Aufgabe in solch atemberaubendem Tempo, gepaart mit unglaublicher Synchronität entledigten.

Es war – wieder einmal – ein großartiges, fulminantes Konzert, für das das Publikum mit begeistertem Schlussapplaus und stehenden Ovationen dankte. Was Landrat Meyer wie auch Bürgermeister Fundke in ihren Grußworten betont hatten, dass nämlich das Sinfonische Blasorchester Bad Griesbach zum musikalischen Aushängeschild des Kurorts und des gesamten Landkreises geworden ist, fand in diesem Jubiläumskonzert seine überzeugende Bestätigung. Und für all jene, die das Frühlingskonzert in Bad Griesbach versäumt haben, bietet sich am kommenden Samstag in der Rottalhalle Rotthalmünster die Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen. Es lohnt sich!

Bericht von Michael Sester, PNP am 12.03.2018